Mithilfe von softwaregenerierten Algorithmen untersucht Una Hepburn, 1995 in Belgrad geboren, wechselseitige Relationen von Schrift und Bild. Arbeiten wie Flyer oder Banner, beide 2018 entsprechen in tausendfacher Ausführung oder als raumgreifende Installationen formell ihren Titeln ebenso wie sie diese in Kulmination unzählig überlagerter Abbilder gleichfalls visuell enthalten. Nach dem Vorbild kognitiver Prozesse des menschlichen Gehirns sind Computer Vision Programme wie das 2015 von Google im Open Source Format auf den Markt gebrachte DeepDream nicht nur in der Lage Bilder zu erkennen sondern solche auch eigenständig zu entwickeln. Ähnlich einem tagträumerischen Abschweifen in Wolkenformationen, kann das Programm Objekte in bestehende Bilder hineininterpretieren und zu bizarren vielfach psychedelisch anmutenden Versionen überführen. Hepburn macht sich Strukturen und Logik künstlicher Intelligenz ebenso wie Suchmaschinen und Bilddatenbanken zu eigen um vorgefundene Informationen zu zerlegen und in einer visuellen Zielsprache wieder zusammenzufügen. In Überlagerung und Verfremdung der computergenerierten Bilder entbehren Hepburns Arbeiten dabei nahezu jeglicher Gegenständlichkeit und erscheinen vielmehr als liquide sich ins Diffuse fortsetzende Bildwelten. Ähnlich einem Rebus, einer seit dem 15. Jahrhundert populären Form des Bilderrätsels, werden visuelle Zeichen ungeachtet ihrer semantischen Bedeutung in abstrakte Texturen verwoben und zeugen dabei dennoch immer wieder von vertrauten Aspekten. Hepburn nutzt in dieser Hinsicht nicht nur neue Möglichkeiten digitalen Fortschritts sondern untersucht auch ein sich korrelierend veränderndes Verhältnis von Schrift und Bild. Verhandelte die Konzeptkunst und insbesondere Gruppierungen wie Art & Language um 1960 ähnliche Fragestellungen beispielsweise in sogenannten Schreibmaschinen-Zeichnungen, überführt Hepburn diese in eine digitale Gegenwart.Für die neueste Serie von Arbeiten hat die Künstlerin Adressen und Koordinaten der jeweiligen Ausstellungsorte, sowie die Himmelsrichtungen ihrer Ausstellungswände übersetzt. Die Titel der Werke sind in weißen Absätzen an den unteren Rändern der raumgreifenden Banner integriert und evozieren auf diese Weise den Eindruck eines spezifischen Fensterausblicks: Als ob alle Bilder dieser Himmelsrichtung sich übereinanderlegen würden und ins Unendliche fortsetzen, erscheinen einzelne Bildausschnitte immer wieder als vertraute Objekte ohne sich dabei jedoch jemals gänzlich zu offenbaren. Mit einem ausgeprägten site-spezifischen Charakter werden auf diese Weise spielerisch Fragen der Sinneswahrnehmung mit bildwissenschaftlichen Auseinandersetzungen verknüpft und eine stete Sehnsucht nach Klarheit, Definitionen und Zugehörigkeit modifiziert.
Rosa Windt
Öffnungszeiten jeweils Samstag 15-17 Uhr

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Mit freundlicher Unterstützung der Behörde für Kultur und Medien Hamburg