„Was stand da?“
Michael Pfisterer
Philip Gaißer/Niklas Hausser
Stefan Canham/Sabine Höpfner
Kuratiert von Goesta Diercks
Eröffnung: Freitag, 12.10. 2012, 19 Uhr
Ausstellung: 13.10.- 21.10. 2012
Öffnungsszeiten: Do. bis So. 16 bis 20 Uhr
Künstlergespräch am Sonntag, 21.10.2012 um 16 Uhr
Marktstrasse 138, 20357 Hamburg
presse@galerie-genscher.com
http://www.galerie-genscher.com/
Die Ausstellung „Was stand da?“ führt drei künstlerische Positionen zusammen, die sich in unterschiedlicher Weise Methoden und Bilder wissenschaftlicher Praxis aneignen.
Sabine Höpfner und Stefan Canham reisen erstmalig 2009 nach Sapa (Vietnam) und beschließen unter dem Eindruck der eigentümlichen Interaktionen zwischen Touristen und Einheimischen, das Verhältnis von Tourismus zur kulturellen Identität der dort lebenden Ethnien, den Hmong und Mieng, zum Gegenstand einer künstlerischen Untersuchung werden zu lassen. Diese führt sie 2011 erneut nach Sapa, wo die Arbeit „ A meeting in the Mountains“ entsteht. In Text und Bild beschreiben Höpfner und Canham den Wandel einer abgelegenen Bergregion zu einer der wichtigsten touristischen Attraktionen des Landes. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen traditionell gefertigte Stoffe, die gelabelt als „authentic minority handicrafts“ hybride Daseinsformen zwischen touristischer Folklore, recyceltem Souvenir (aus Tragegurten werden Handytaschen) und Alltagsgegenstand entwickeln.
Michael Pfisterer arbeitet an der fotografischen Repräsentation wissenschaftlicher Modelle. Hierbei spielt allerdings die Dokumentation der Modelle als historisch abgeschlossene Entwürfe keine tragende Rolle. Vielmehr werden die unterschiedlichen Raumvorstellungen, Untersuchungen, Entwürfe und Ideale aus den verschiedenen wissenschaftlichen, künstlerischen, mystischen und profanen Bereichen durch ihre zweidimensionale Abbildung und Zusammenstellung ihrer ursprünglichen Funktion als wissenschaftliches Instrument oder dienende Illustration enthoben. Die vormaligen Entwürfe von Realitäten erhalten eine Gegenwart zwischen Dokumentation und Fiktion, die sich als eigenständige fotografische Inszenierung im Diskurs bildnerischer
Abbildungs- und Entwurfsfragen behauptet.
Philip Gaißer und Niklas Hausser zeigen die Videoarbeit „I Believe They Live Upon Air“, in der das Phänomen sogenannter Gespensterschrecken in einer modellhaften Situation dargestellt wird. Wandelnde Blätter oder Phasmatodea sind, wie ihr Name sagt, durch einen horizontal blattartig verbreiterten Körper charakterisiert, mit dem sie ein Laubblatt in Form, Farbe und Bewegung perfekt imitieren. Die lateinische Bezeichnung geht auf das griechische Wort phasma zurück, was Phantom bedeutet. Je nach Art und Herkunft weisen sie eine grüne, gelbe oder rötliche Färbung auf. Eine ideale Nahrung sind Brombeer- und Johannisbeerlaub, aber auch Rosen- und Eichenblätter. Entdeckt wurden die Insekten 1520 durch den venezianischen Wissenschaftler Antonio Pigafetta, den eine Expedition unter der Leitung von Ferdinand Magellan auf die Insel Cimbonbon führte. In seinen Aufzeichnungen hält er dazu fest: „Auf dieser Insel gibt es auch bestimmte Bäume, deren Blätter, wenn sie herabfallen, belebt beginnen zu wandern. Sie sind wie die Blätter des Maulbeerbaums, aber nicht so lang, sie haben die Blattstiele kurz und spitz und in der Nähe des Blattstiels haben sie auf jeder Seite zwei Füße. Wenn sie berührt werden, fliehen sie, zerdrückt man sie, gibt es jedoch kein Blut. Ich hielt eines für neun Tage in einer Schachtel. Als ich sie öffnete ging das Blatt in der Schachtel umher. Ich glaube, sie leben von der Luft.“