Weniger eine Krankheit als eine andere Art von Erkenntnis,
eine Gegenvernunft, die ihre eigene Sprache hat oder besser: ihr eigenes Schweigen. „I don‘t wanna fall in love, this world is
only gonna break your heart“
Ein ganzes Universum, in dem der Sex zum Apparat geworden ist. Es besteht aus Zerstückelungen und Überschneidungen, abgeschnittenen und transplantierten Brüsten, losgelösten Geschlechtsteilen, in denen sich die erotische Aggressivität der Gesellschaft des 20. und 21. Jahrhunderts offenbart und die Gewalttätigkeit einer Kultur vorgeführt wird, die einem Überangebot durch die Werbung inkl. der „social media“ ausgeliefert ist und keinen Weg mehr findet, die Einsamkeit zu durchbrechen, in der die Mitglieder eingesperrt sind.
Spätestens seit dem Mittelalter haben die abendländischen Gesellschaften das Geständnis unter die Hauptrituale eingereiht, von denen man sich die Produktion der Wahrheit verspricht.
Vom Geständnis als Garantie von Stand, Identität und Wert, die jemandem von einem anderen beigemessen werden, ist man zum Geständnis als Anerkennen bestimmter Handlungen und Gedanken als der eigenen übergegangen. Lange Zeit hat sich das Individuum durch seine Beziehung zu anderen und durch Bezeugung seiner Bindung an andere (Familie, Gefolgschaft, Schirmherrschaft) ausgewiesen; später hat man es durch den Diskurs ausgewiesen, den es über sich selbst halten konnte oder musste. Das Geständnis der Wahrheit hat sich ins Herz der Verfahren eingeschrieben, durch die die Macht die Individualisierung betreibt. Auf jeden Fall ist das Geständnis neben den Ritualen der Probe, neben der Bürgschaft durch die Autorität der Überlieferung, neben den Zeugenaussagen, aber auch neben den gelehrten Verfahren der Beobachtung und Beweisführung im Abendland zu einer der höchstbewerteten Techniken der Wahrheitsproduktion geworden. Die Wirkungen des Geständnisses sind breit gestreut: in der Justiz, in der Medizin, in der Pädagogik, in den Familien – wie in den Liebesbeziehungen, im Alltagsleben wie in den feierlichen Riten gesteht man seine Verbrechen, gesteht man seine Sünden, gesteht man seine Gedanken und Begehren, gesteht man seine Vergangenheit und seine Träume, gesteht man seine Kindheit, gesteht man seine Krankheiten und Leiden; mit größter Genauigkeit bemüht man sich zu sagen was am Schwersten ist; man gesteht in der Öffentlichkeit und im Privaten, seinen Eltern, seinen Erziehern, seinem Arzt und denen, die man liebt; man macht sich selbst mit Lust und Schmerz Geständnisse, die vor niemand anderem möglich wären – und daraus macht man dann Bücher (oder Bilder!). Man gesteht – oder man wird zum Geständnis gezwungen. Wenn das Geständnis nicht spontan oder von irgendeinem inneren Imperativ diktiert ist, wird es erpresst; man spürt es in der Seele auf oder entreißt es dem Körper. Seit dem Mittelalter begleitet die Folter wie ein Schatten das Geständnis und hilft ihm weiter, wenn es versagt: schwarze Zwillingsbrüder. Die waffenloseste Zärtlichkeit wie die blutigsten Mächte sind auf das Bekennen angewiesen. Im Abendland ist der Mensch ein Geständnistier geworden. (u.a. angelehnt an M. Foucault: Der Wille zum Wissen)
Wenn jeder anstatt einem neuen Fernsehgerät Frieden verlangen würde, dann würde es Frieden geben.
John Lennon
26.11.–7.12.2016
THE CLEAN EXCESS: FULMEN+SCHMIDT
Vernissage: 26.11.,19 Uhr
Konzert: 3.12. , 19 Uhr
Finissage: 7.12. , 19 Uhr
GALERIE GENSCHER
Marktstraße 138, Hamburg,
https://galerie-genscher.com,
geöffnet: mittwochs 18-20 Uhr
und nach Absprache 017638703098,
Mit freundlicher Unterstützung der Kulturbehörde Hamburg
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